
DIE
SCHWEINEAFFÄRE
Daten und Fakten
Pressekonferenz
von Eva Glawischnig (Umweltsprecherin der Grünen) und Sigrid Pilz
(Kandidatin für die Wien-Wahl) zum Thema Schweineskandal am
23.1.2001:
"Die
Ursachen des Schweineskandals liegen in jahrelanger politischer
Untätigkeit der zuständigen Bundesminister", kritisieren
die Grüne Umweltsprecherin Eva Glawischnig und Sigrid Pilz,
Kandidatin der Grünen zur Wiener Gemeinderats- und Landtagswahl.
Scharfe Kritik üben die Grünen insbesondere an
Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer, der seit 1995 die
Hauptverantwortung für den österreichischen Agrarbereich trägt.
In mehr
als 200 (!) Anfragen und Anträgen haben die Grünen in den
letzten Jahren auf die Mißstände im Bereich Massentierhaltung
hingewiesen und Änderungsvorschläge eingebracht,
die blockiert und abgelehnt wurden. Bereits seit Mitte der
Achziger Jahre sind die österreichischen Behörden und
Ministerien von den unhaltbaren Zuständen in der Schweinemast
informiert. Trotz massiver öffentlicher Hinweise auf Tierdoping
und illegalen Arzneihandel (Der Standard, 11. Mai 2000) und
illegales und unkontrolliertes Zufüttern von Antibiotika (Der
Standard, 15. Februar 2000) gab es seitens des Landwirtschafts-
und Konsumentenschutzressorts keine nennenswerten Maßnahmen,
diese Praktiken abzustellen.
"Seit
Jahren hat Molterer über diese Praktiken Bescheid gewußt und
blieb untätig.
Seine Vorschläge in Reaktion auf den Fund von 25 kg Arzneimittel
in Reinsubstanz bei einem Landwirt in St. Pölten waren skandalös",
so Glawischnig. Molterer hatte als Maßnahme gegen den
Schwarzmarkt vorgeschlagen, Tiermedikamenten zu verbilligen.
Obwohl
Experten seit langem vor möglichen Gesundheitsgefahren für den
Menschen warnen, will Minister Molterer von einem
Antibiotika-Verbot in der Tiermast nichts wissen. So hat Molterer
im Mai vergangenen Jahres mit 'Wettbewerbsnachteilen für österreichische
Landwirte' gegen ein Verbot argumentiert. "Anstatt Maßnahmen
zur Förderung einer artgerechten Tierhalten zu setzen, ging der
Trend in der Tierhaltung unter BM Molterer klar in Richtung
Massentierhaltung", so Sigrid Pilz. "Die Tatsache; daß
bereits 30% der österreichischen Schweinemäster und sogar 40%
der Zuchtbetriebe systematisch Medikamente und pharmakologische
Futtermittelzusätze einsetzen, ist erschreckend und stellt dem
angeblichen 'Feinkostladen Österreich' kein gutes Zeugnis
aus."
Die Grünen
bemängeln weiters eine Reihe von gravierenden Gesetzeslücken,
die den illegalen Praktiken von Tierärzten und Landwirten Tür
und Tor öffnen. "Sowohl die ehemalige SPÖ-Ministerin
Barbara Prammer als auch die FPÖ-Minister Sickl und Haupt hätten
diese Lücken längst schließen können", kritisiert
Glawischnig. Der jetzt bekannt gewordene EU-Prüfbericht, der
zahlreiche Mängel bei Österreichs Kälber- und
Schweinekontrollen festgestellt hat und Landwirtschaftsminister
Molterer die Weiterleitung manipulierter Prüfberichte nach Brüssel
vorwirft, fügt sich als weiterer Skandal-Baustein in das traurige
Bild der österreichischen Landwirtschaft.
"Bundesminister
Molterer ist offensichtlich sogar in seinem Kernbereich, als
Landwirtschaftsminister, überfordert. Höchste Zeit, daß er
seinen 'Nebenjob' als Umweltminister abgibt. Denn im Umweltbereich
hat er durch die jetzigen Skandale endgültig jede Glaubwürdigkeit
verloren", so Glawischnig, die daran erinnert, daß
Wirkstoffe von Tierarzneimitteln über die Gülle in die Umwelt
gelangen können und so Böden und Gewässer mit giftigen Stoffen
belasten.
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